„Dozenten haben echt viel um die Ohren“

Als Deutschlektor nach Japan? Diesen Weg hat Lars (32) nach dem Abschluss seines Masters in Japanologie im Jahr 2013 eingeschlagen. Diese Option stand ihm deshalb offen, weil er im Wahlbereich DaF (Deutsch als Fremdsprache) gewählt hat. Wie er den Einstieg in diesen Beruf geschafft hat, erzählt er in unserem Interview.

JAAL: Lieber Lars, vielen Dank, dass du dich zu diesem Interview bereit erklärt hast. Du arbeitest derzeit als Dozent an einer japanischen Privatuniversität. Könntest du uns bitte zunächst erzählen, wie es bei dir direkt nach dem Studium weitergegangen ist?

Lars: Da ich es im Bachelorstudium nicht nach Japan geschafft hatte, habe ich im Masterstudium ein Austauschjahr in Japan absolviert. Das war im zweiten Jahr des Masterstudiengangs. Danach bin ich nur für ein Semester zurück nach Deutschland und habe dann ein selbstorganisiertes Forschungssemester an der Uni absolviert, an der ich auch mein Austauschjahr gemacht habe. Meinen Abschluss habe ich also von Japan aus gemacht. Und seitdem bin ich in Japan wohnhaft und arbeite im Großraum Tokio.

Hast du einen Vollzeitjob?

Ja, mittlerweile habe ich einen Vollzeitjob.

Wie bist du zu deinem aktuellen Job gekommen?

Schon während des Forschungssemesters habe ich „reguläres“ japanisches Jobhunting (就職活動) gemacht, allerdings bei normalen Unternehmen weniger erfolgreich. Allerdings hatte ich Glück und konnte, wenn auch nur wenige Stunden, an einer Uni im Bereich Deutsche Sprachwissenschaften unterrichten. Ausschlaggebend war dabei, dass ich sowohl in Deutschland bereits mich mit DaF beschäftigt habe, als auch, dass ich in Japan während des Austauschjahrs und auch danach als Teaching Assistant in diesem Bereich tätig war. Nebenbei habe ich schon seit Beginn des Studiums Übersetzungen verschiedenster Art gemacht. Jahr für Jahr habe ich dann mehr Unterrichtsstunden bekommen und schließlich auch eine Vollzeitstelle gefunden.

Hat deine Arbeit einen Japan-Bezug?

Abgesehen davon, dass ich natürlich in Japan und hauptsächlich mit Japanern arbeite, geht es in meinem Job auch viel um vergleichende Linguistik bzw. Vergleiche kultureller Aspekte – also, ja, in großem Maße!

Was gefällt dir an deiner Arbeit?

Ich mache, was ich schon immer machen wollte und habe dazu noch viel mit interessanten Menschen zu tun. Die Erfolgserlebnisse der eigenen Studis freuen mich außerdem immer besonders.

Was gefällt dir nicht an deiner Arbeit?

Im Moment habe ich sehr viele Lehrveranstaltungen, weshalb die Forschung leider etwas hinterherhinkt.

Welcher deiner Jobs hat dir bisher am meisten gefallen?

Mein jetziger Job gefällt mir am besten, doch komme ich durch den Vollzeitjob nur noch sehr selten dazu reinen Übersetzungsaufträgen nachzugehen, was sehr schade ist, denn diese Art von Arbeit macht mir immer sehr viel Spaß.

Was hast du aus dem Studium mitgenommen, auch jenseits von für den Beruf verwertbaren Fähigkeiten?

Einen tollen Kreis an Leuten, und die mit diesen Leuten verbundene Community, die sowohl Halt gibt, als auch als persönlicher Thinktank mir bereits oft geholfen hat.

Was hast du im Laufe deines Arbeitslebens gelernt, was du gern schon während des Studiums gewusst hättest?

Wie viel ein Dozent unter Umständen um die Ohren hat!

Hattest du jemals mit Angst vor der Zukunft zu kämpfen?

Ja, natürlich! Die Jobsuche in Japan war ziemlich niederschlagend. Und sich mit Übersetzerjobs und ein, zwei Lehrveranstaltungen über Wasser zu halten, war auch nicht einfach. Insgesamt sind Verträge meist nur jährlich und rar, da bekommt man schon gewisse Zukunftsängste.

Wie bist du damals mit diesen Ängsten umgegangen? Wer oder was hat dir geholfen?

Zukunftsängste sind wohl etwas, die man nicht ganz los wird, wenn man in Japan im geisteswissenschaftlichen Bereich arbeitet, aber der Antrieb, stets eine bessere Stelle zu finden, die Suche nach einer konkreten Herangehensweise an dieses Ziel und die Hilfe von Freunden und Familie lassen einen diese Ängste zum größten Teil überwinden oder zumindest konkretisieren und somit Stück für Stück abbauen.

Was möchtest du Studierenden der Japanologie mit auf den Weg geben?

Wichtig ist, dass man sich darüber im Klaren ist, dass Japanologie und die Wege danach für jeden einzelnen extrem individuell unterschiedlich sein können und das auch gut so ist! Mich hat es im Endeffekt beruflich nach Japan verschlagen, aber es gibt keinen Grund, dass Japan das ultimative Ziel darstellen muss. Arbeiten in Japan kann die Erfüllung sein, oder eben nicht.